Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Kulturelle Poetologie des Auftretens: On Stage – und Off

7. Mai 2010

Kolloquium

Das Kolloquium behandelt die raumschaffenden und raumstrukturierenden Aspekte des Auftretens. Anhand von Texten und Filmen untersucht es die Verkehrsformen, die zwischen Anwesenheit und Abwesenheit auf der Bühne vermitteln. Besonderes Augenmerk gilt daher den Mittlerfunktionen des Auftretenden, der an der Konstituierung hinterszenischer Räume wesentlich teilhat und mit seinem Eintreten zugleich die vorgefundenen Räume modifiziert.

Mit Blick auf diese Fragestellung sollen prägende Raumkonstellationen in unterschiedlichen theatralen Kulturen in den Blick genommen und in Hinblick auf den Akt des Auftretens untersucht werden. Ausgehend von Roland Barthes’ an den Räumen Racines entwickelter Unterscheidung zwischen „Tiefe“ und „Weite“ können zwei grundlegende Formen der dramatischen Raumprojektion ausgemacht werden, die ihrerseits langfristig wirksame Raumtopiken begründen. Das Augenmerk soll insbesondere den beiden Schauplätzen Haus und Meer gelten, die den Auftritt in unterschiedlicher Weise rahmen, sowie den Transformationen, die diese unserer Ansicht nach prägenden Raumformen in unterschiedlichen historischen Zusammenhängen erfahren.

Weitere Diskussionspunkte betreffen die Unterscheidungen zwischen on und off selbst. Anschließend an unsere Überlegungen im Workshop „Auftreten und Erzählen“ ist noch einmal den Bedingungen dieser vor allem für das aristotelische Drama maßgeblichen Opposition nachzugehen. Welche Funktionen erfüllt ein dramaturgisches Schema, das Präsenz stets in Hinblick auf ein Abwesendes definiert und welche spezifische Erfahrung von Liminalität wird den Auftretenden bei der Überschreitung der Grenze zugemutet? Umgekehrt ist dann aber auch nach solchen theatralen Formen zu fragen, die im Kontext moderner Dramaturgie graduelle Übergange zwischen On und Off inszenieren. Hier entwickeln sich unbestimmtere, unentschiedene und durchlässigere Modi der An- und Abwesenheit, die den Auftritt in ein durch klare spatiale Oppositionen nicht mehr strukturiertes Niemandsland verlegen. In der Form des Backstagedramas sollen außerdem Inversionen des tradierten On-und Off-Schemas diskutiert werden.

7.-8. Mai 2010, jeweils 9 - 18 Uhr
Universität Konstanz, V 901 (7. Mai)
Bischofsvilla, Otto-Adam-Str. 5, Konstanz (8. Mai)

Kontakt

Annette Kappeler annette.kappeler[at]uni-konstanz.de